Globalisierung vs. Regionalisierung – was lehren uns Corona, Klimaschutz und Gesellschaft?

Die Digitalisierung ist wesentlicher Faktor, um Potentiale zu heben.

Schon vor Corona durfte man fragen, ob die Zusammenarbeit mit Unternehmen in Low-Cost-Countries oder auch Single-Sourcing-Strategien am Ende der günstigste Weg sind. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das nochmals zu hinterfragen und über einen holistischen TCO-Ansatz den tatsächlichen Preis bzw. Vollkosten der jeweiligen Beschaffung zu ermitteln. Die Digitalisierung ist hier wesentlicher Faktor, um Potentiale zu heben.

Vor Corona wurden viele Sourcing- Entscheidungen nach Kostenaspekten getroffen und Low-Cost-Country Ansätze umgesetzt. Dies hat zur Globalisierung der Supply Chain mit Kostenvorteilen geführt, erfordert jedoch einen freien, ungehinderten Warenverkehr. Qualitätsaspekte und Risiken wurden mitberücksichtigt.

Jetzt sind Global Sourcing- Entscheidungen noch komplexer geworden: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Corona – Risikogebiet im Low-Cost-Country die Produktion eines Zulieferers auf unbestimmte Zeit geschlossen werden muß, ist real geworden und daher müssen zur Absicherung der Lieferungen große Bestände bzw. mindestens zwei Lieferquellen aufgebaut und betreut werden. Darüber hinaus wird sich aufgrund von CO2 – Abgaben für den Klimaschutz der Transport verteuern und die Anforderung der Gesellschaft nach fairer Beschäftigung bei Lieferanten erhöht ebenfalls den Betreuungsaufwand und die Kosten.

Dies alles sind nochmals Argumente, die einen holistischen TCO- Ansatz zur Kalkulation der wettbewerbsfähigen Lieferquelle für die Vergabeentscheidung einfordern und dem Lieferantenmanagement mehr Bedeutung geben.

Ein weiterer Game-Changer ist die Automatisierung bzw. Digitalisierung: Je höher der Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad der Fertigung desto geringer sind die Kostenvorteile in LCCs. Die Kosten für hohe Bestände aufgrund eines Containertransports über See, die höheren Transportkosten wegen CO2- Abgaben sowie die einfachere Vor-Ort- Betreuung werden hier zu mehr regionalen Lieferquellen führen.